Fotoapparate


Ich fotografiere schon über 50 Jahre lang, da sind einige Fotoapparate zusammengekommen, von der Pouva Start mit der Einstellmöglichkeit "Sonne" oder "Wolke" bis zur Canon EOS R5 Mark II mit einem fantastischen Augen-gesteuerten Autofokus-System und maximal möglichen 180 Megapixeln:

1970: Pouva Start


Die Pouva Start war mein erster Fotoapparat, da war ich 11 Jahre alt. Das Objektiv hatte eine Brennweite von 80 mm und konnte rein- und rausgeschraubt werden. Die  s/w-Negative hatten das Format 6 x 6 cm und es gab für die Blende und Belichtungszeit immerhin jeweils zwei Einstellmöglichkeiten: 

- Blende: „Sonne“ oder „Wolke“ ; Belichtungszeit: „M“ (1/25 Sekunde) oder „B“ (Bulb, d.h. solange offen, wie der Auslöser betätigt wird) 

Null Elektronik, alles mechanisch, die Bildnummer war auf der Filmrückseite aufgedruckt, man konnte sie durch ein kleines rotes Plastikfenster auf der Rückseite der Kamera ablesen, wenn man den Film korrekt weitergespult hat. 

1971: Tenax 1


Die Tenax 1 war schon etwas Besonderes, sie gehörte meinem Vater, ich durfte sie nutzen, als ich älter als 12 Jahre alt war. Der Kleinbildfilm wurde im Format 24 x 24 mm belichtet, das hatte gegenüber dem normalen Format 24 x 36 mm den Vorteil, dass auf einem Film 50 Aufnahmen Platz hatten, statt nur 36, wie sonst üblich. Von der Pouva Start trennte dieser Apparat Welten, hatte er doch Belichtungsmöglichkeiten zwischen 1/300 und 1 Sekunde, Blendenabstufungen zwischen 3,5 und 16 und der Film wurde schon mit einem Schnellspannhebel transportiert. Nur das Rückspulen des Filmes in die Patrone musste etwas hausbacken per Hand über ein Rändelrad ohne Kurbel erfolgen. 

1973: Praktica L


Die Praktica L war meine erste Spiegelreflex. Sie hat mich 15 Jahre lang fast immer begleitet und sehr zuverlässig funktioniert. Ich hatte sie mir zur Jugenweihe gekauft, die Geldgeschenke hatten nicht ganz gereicht, den Rest musste ich mir borgen – ich wollte das Teil unbedingt! 

Die Praktica L hatte ein Schraubgewinde zum Objektivwechsel sowie einen damals neuartigen Stahllamellenverschluss, der kurze Belichtungszeiten bis zu 1/1000 s ermöglichte. Einen Motor für das Filmrückspulen gab es noch nicht, dafür aber eine Kurbel. Leider war noch keine Belichtungsmessung integriert, der Belichtungsmesser baumelte immer noch extra am Gürtel…. 

1988: Praktica BX20


Die Praktica BX 20 hatte dann bereits eine TTL Innenlichtmessung und ermöglichte Belichtungszeiten zwischen 1/1000 und 40 s sowie Belichtungskorrekturen um +/- 2 Blendenstufen. Im Sucher waren bereits verschiedene Informationen eingeblendet, der Objektivwechsel erfolgte nicht mehr mit einem Schraubgewinde sondern mit einem praktischen Bajonettverschluss. 

Aber alles immer noch nicht digital, fotografiert wurde auf Kleinbildfilm 24x36 mm und immer noch gab es nur eine mechanische Kurbel zum Filmrückspulen.


2003: Canon EOS 300D


Meine erste digitale Spiegelreflex war die EOS 300 D von Canon. 6,3-Megapixel, CMOS-Sensor im APS-C Format. Dazu mögliche Belichtungszeiten zwischen 1/4000 und 30 s, ISO-Werte zwischen 100 und 1.600, eine Reihe von automatischen Belichtungsprogrammen und viele Möglichkeiten mehr – und natürlich alles digital …. 

2005: Canon EOS 60D


Die 300D war gut, die 60D war besser, viel besser. Insbesondere der schwenkbare Monitor auf dem man endlich auch direkt die Aufnahme vorbereiten konnte, ohne durch den Sucher schauen zu müssen (Live-View). Der gleiche Sensortyp wie bei der 300D, aber mit 17,9 Megapixeln, ISO 100 bis 6.400 (bis 12.800 erweiterbar), Belichtungszeiten von 1/8000 bis 30 s, Innenlichtmessung, Autofokus über 9 Kreuzsensoren. Ja, und filmen konnte sie auch schon, das habe ich aber so gut wie nie genutzt…. 

2015: Canon EOS 6D


Die EOS 6D war ein Quantensprung zu allen vorherigen Modellen, was an dem neuen Vollformatsensor lag, der erstmalig genau so groß war, wie die Negative in meinen nicht-digitalen Vorgängermodellen, also 24 x 36 mm. Dieser Sensor ermöglichte eine Auflösung von 20 Megapixeln und hatte hervorragende Low-Light-Eigenschaften, die ein Blitzlicht fast überflüssig machten. Der Autofokus erfolgte über 11 Sensoren, die Filmempfindlichkeit lag zwischen 100 und 25.600 (erweiterbar auf 50 - 102.400), die kürzeste Belichtungszeit betrug allerdings nur 1/4000 s, das war nicht ganz so gut, wie beim Vorgängermodell (1/8000), ein weiterer Nachteil war, dass die EF-S Objektive nicht mehr passten, die mussten komplett durchgetauscht werden. Und wirklich vermisst habe ich bei der 6D den schwenkbaren Monitor auf der Rückseite.

2021: Canon EOS R5


Die EOS R5 war ein Traum. Ein Vollformatsensor (24 x 36 mm) mit 45 Megapixeln, ein Bildstabilisator bereits in der Kamera und kein mechanischer Spiegel mehr. Man schaut durch den Sucher auf einen virtuellen Monitor oder wahlweise auf den (endlich auch wieder schwenkbaren) Bildschirm auf der Rückseite und kann bis zu 20 Fotos/Sekunde aufnehmen. Die R5 hat ein hervorragend funktionierendes Autofokus-System mit Augenerkennung / -verfolgung und  unglaubliche 5.940 Autofokus-Positionen, individuell belegbare Tasten, eine Joy-Stick Bedienung und, und, und… 

Dass der Objektiv-Verschluss schon wieder ein neuer ist, darüber kann man großzügig hinwegschauen, weil die Vorgänger-EF-Objektive mit einem Adapter uneingeschränkt nutzbar sind. Filmen in HD kann sie auch, das nutze ich auch immer öfter.


2024: Canon EOS R5 Mark II


Die EOS R5 Mark II hat lange auf sich warten lassen nach der Ankündigung von Canon, aber nun ist sie da, ich musste sie einfach habe und bereue es keine Sekunde. Ein neuer Vollformatsensor (Back-Illuminated Stacked Sensor mit höheren Geschwindigkeiten und reduziertem Rolling-Shutter-Effekt), die 45 Megapixel können intern auf 180 Megapixel hochskaliert werden (auch bei Objekten, die sich schnell bewegen) ein Augen-gesteuerter Fokussierpunkt (was ich durch den Sucher ansehe, wird scharf gestellt), 30 Bilder pro Sekunde, 1/32.000 Sekunde als kürzeste Belichtungszeit (R5 nur 1/8000), verschiedene Priorisierungen beim Fokussieren (bestimmte vorher ausgewählte Aktionen oder Personen werden vom Autofokus „verfolgt“), gleichzeitiges Filmen und Fotografieren und viele, viele andere tolle Funktionen.


(Nachweise für die Fotos, die ich mir bei Wikipedia geborgt habe, findet Ihr im Impressum)

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